Dr. med. 
Anna Elisabeth Landis, M.A.

Privatärztliche Praxis

Fachärztin für Psychiatrie + Psychotherapie,
Fachärztin für Psychosomatik + Psychotherapie,
Psychoanalyse, Ärztliches Qualitätsmanagement,
Medizinethik (M.A.)

Medizinethik

In Therapien, Beratungen wie Supervisionen geht es neben den psychodynamischen oft auch um ethische Fragen in der Behandlung. Die Quellen ethischer Konflikte in der ärztlichen Arbeit sind zahlreich.

  1. Ärztliches (somato- wie psychotherapeutisches) Denken und Handeln ist seiner Natur nach auf Hilfe für den Menschen ausgerichtet. Diese Hilfe bewegt sich zwischen den Aufgaben der Heilung bzw. Linderung von Leid einerseits und der Schadensabwendung andererseits. Was als Heilung, Linderung oder als Schaden verstanden wird, ist eine nicht immer offenkundige, und vor allem nicht immer ethisch reflektierte („Wollen wir das so tatsächlich?“) Norm. Hinzu kommt, dass das Verständnis von Normen sich ändert. Je komplexer die Interventionsmöglichkeiten von Medizin/Psychotherapie sowie das ökonomische wie juristische Bedingungsgefüge sind, innerhalb deren sie agieren, und je mehr das Mitsprache- und Selbstbestimmungsrecht des Patienten beachtet wird, umso schwieriger wird es, diese u. U. miteinander konfligierenden Normen transparent zu machen, um sich bewusst zu ihnen verhalten, im Konfliktfall zwischen ihnen entscheiden und b.B. auf ihre Änderung hinwirken zu können. Dieses Herausarbeiten und die kritische Reflexion unsichtbarer wie auch nicht ausreichend reflektierter sichtbarer Normen inklusive ihrer Bedingungsgefüge ist eine Aufgabe der Ethik.
  2. Die Gesundheitsversorgung in der Gegenwart hat zum einen die pragmatische Aufgabe, so rasch und so kostengünstig wie möglich die Versorgung sehr viel größerer Zahlen an Menschen sicherzustellen, als das in der Vergangenheit der Fall gewesen war. Immer dann, wenn etwas in großer Zahl einigermaßen gleichförmig zur Verfügung gestellt werden soll, bietet sich der unter solchen Bedingungen sehr leistungsfähige industrielle Modus der Versorgung an. Dieser findet sich längst auch in der Medizin. Nicht immer ist er hier adäquat. Ethische Konflikte entstehen im industriellen Modus u.a. dann, wenn Anonymisierung und Austauschbarkeit der Patienten wie auch der Ärzte/des Pflegepersonals/weiterer Beteiligter unter dem zeitlichen und wirtschaftlichen Druck die Behandlung des Patienten ebenso gefährden wie die Gesundheit der Ärzte/Pflege/weiterer Therapeuten. Auch Gerechtigkeitsfragen, z.B., wenn Gruppen von Patienten systematisch benachteiligt werden, sind Quellen ethischer Konflikte.
  3. Wie aber sieht eine Gesundheitsversorgung aus, die ihre Dienstleistung nicht nur industrialisiert, also an das Selbstverständnis der Industriegesellschaft anpasst, sondern sie zusätzlich in der historisch auf die Industriegesellschaft folgende und sie ergänzende Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft gründet? Bleiben sich dann z.B. Diagnose, Therapie und Aufklärung gleich? Vermutlich nicht. Unsere international gültigen Diagnosemanuale ICD (International Classification of Diseases: WHO-Bereich) und DSM (Diagnostic Statistic Manual: Angloamerikanischer Bereich) haben in ihrer fragmentierenden Sichtweise den industriellen Modus überhaupt erst vorbereitet und sind ihm verpflichtet. Mit den Stichworten „ganzheitlich“ bzw. „integrativ“ versuchen ärztliche wie nichtärztliche Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen sich hiervon inzwischen abzugrenzen. Auch das kann zu ethischen Konflikten Anlass geben.
  4. Ethische Konflikte können nicht vorab gelöst werden. Sie sind notorisch schwierig, eben weil sie nicht aus der Welt zu schaffen sind. Man kann mit ihnen nur mehr oder weniger gut umgehen. Ein grundlegendes Prinzip dieses Umgangs ist, dass man im Gespräch nach einem passenden Vorgehen a) für diese/n Beteiligten, b) in dieser Situation und c) zu diesem Zeitpunkt sucht. Damit habe ich mich in der Masterarbeit zum Abschluss des Masterstudiums Medizinethik an der Universität Mainz beschäftigt.
Dr. med. Anna E. Landis
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